Den Einstieg in das Projekt fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, indem jeder seine Lieblingsfilmszene als Überschrift auf einer Karte notierte und die Szene anschließend beschrieb. Die Spanne reichte hier von Harry Potter über Marvel-Filme bis zu Klassikern der Filmgeschichte wie „Miss Marple“. Dann betrachtete die Gruppe sich Szenenfotos aus verschiedenen Filmen und analysierte die Wirkung der Aufnahmen durch Farben, Licht, Mimik und Gestik der Schauspieler, Kulisse. Den außerordentlichen Einfluss von Musik auf eine Filmszene konnten die Schülerinnen und Schüler in einem kurzen Filmausschnitt erfahren, in dem ein einfacher Treppenabstieg mit unterschiedlicher Musik gefärbt wurde, sodass dieselbe Szene von einem Gang ins Ungewisse bis zu einem gemütlichen Schlendern in völlig unterschiedlichen Stimmungen wiedergegeben wurde. Den Ausschnitt, als Harry Potter bei Olivander’s seinen Zauberstab aussucht, nutzten die Schülerinnen und Schüler, um die Unterschiede zwischen der literarischen Vorlage und der filmischen Umsetzung exemplarisch herauszuarbeiten. Mit praktischen Übungen erprobten die Projektteilnehmer, wie Schauspieler Charaktere durch ihren Körper und ihre Verhaltensweisen ausdrücken. Eine Doku von Ralf Caspers, den viele aus der „Sendung mit der Maus“ kennen, demonstrierte, wie die verschiedenen Kameraeinstellungen wie Totale oder Nahaufnahme gefilmt werden und welche Wirkungen diese filmischen Mittel auf die Zuschauer haben. Mit einer Bilderschichte aus 6 Fotos konnten die Schülerinnen und Schüler das Gelernte selbst erproben. Die gelungenen Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten sie anschließend der gesamten Gruppe. Zum Abschluss des ersten Tages lernte die Projektgruppe, wie die Anzahl und Dauer der Schnitte und der Blendeneinsatz das Tempo einer Handlung beeinflussen können.

Am Dienstag besuchte die Gruppe das Filmmuseum in Frankfurt. Dabei standen vor allem die Pioniere der Filmgeschichte im Fokus. In einer Führung durch die Dauerausstellung wurden den Schülern die ersten Versuche mit bewegten Bildern, die Erfindung des Zelluloids und viele andere visuelle Medien des 18. und 19. Jahrhunderts präsentiert. Besonderes Augenmerk richtete die Führung auf den französischen Filmpionier Georges Méliès (1861-1936). Er stand auch im Mittelpunkt des zweiten Teils des Programms. Hier wurden den Schülerinnen und Schülern Filme vorgeführt, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden und in denen frühe „Special Effects“ wie Doppelbelichtungen und Stopptechnik eingesetzt wurden.

Am letzten der drei Projekttage analysierte die Gruppe, wie Filmaufnahmen benutzt werden, um Menschen zu manipulieren. Anhand eines Dokumentarfilm-Beitrags, der sich als nicht echt herausstellte und aufzeigte, wie filmische Mittel benutzt werden, um Bilder möglichst echt und glaubhaft wirken zu lassen, lernte die Gruppe, wie schnell Menschen Bildern Glauben schenken. Ein anderes Thema waren die Fernsehformate, die als „Scripted Reality“ bezeichnet werden, da sie anscheinend wahre Begebenheiten zeigen, jedoch tatsächlich stark beeinflusst werden. Titel solcher Sendungen fanden sie Schülerinnen und Schüler sehr schnell und diskutierten über den Wahrheitsgehalt der Sendungen von „Berlin Tag und Nacht“ bis „DSDS“. Der Beitrag „Verafake“ von Jan Böhmermann, welcher einen Kandidaten in die Sendung „Schwiegertochter gesucht“ schleuste, überraschte dann aber doch noch die bereits sehr aufgeklärte Gruppe. Im Anschluss daran versuchten sich die Schülerinnen und Schüler selbst an zwei kleinen Scripted-Reality-Szenen, die den Aufnahmen im nachmittäglichen Fernsehen äußerst ähnlich wurden.

Text: Astrid Basermann und Robert Runkel
Fotos: Astrid Basermann