Fünftklässler der Kreisrealschule Bad Orb erlebten Landwirtschaft und Tierhaltung hautnah in vier landwirtschaftlichen Betrieben.

Im Rahmen des Erdkunde-Unterrichts erkundeten die beiden fünften Klassen der Kreisrealschule Bad Orb am Ende des letzten Schuljahres vier verschiedene Bauernhöfe in der Umgebung. Zum Auftakt wanderte die Klasse 5b mit der Biologie-Lehrerin Frau Wiese und der Erdkunde-Lehrerin Frau Klein zum Hof Sonnenberg, welcher von Familie Schecke mit gleich drei verschiedenen Betrieben bewirtschaftet wird. Während der Besichtigung des Milchviehbetriebes lernten die SchülerInnen die Laufstallhaltung kennen, wurden über Arbeitsabläufe und Flächennutzung informiert und erfuhren einiges über Milchleistung, Fütterung und Kälberpreise. Besonders eindringlich beschrieb Frau Schecke die derzeit gravierenden, existentiellen Schwierigkeiten wegen der extrem niedrigen Milchpreise. Um rentabel wirtschaften zu können, müsse der Liter Milch ca. 35 Cent für den Bauern einbringen, die tatsächliche Einnahme läge aber bei ca. 20 Cent. Ein zweites Standbein der Familie Schecke bildet der Hofverkauf: In der sogenannten „Milchhütte“ können Passanten Milch und Milchprodukte wie Eis oder Joghurt erwerben, aber auch Grillfleisch und Gulaschsuppe können aus dem Automaten gezogen werden. Die Pensionspferdehaltung im innovativen Aktivstall bietet der Familie Schecke einen weiteren Einkommenszweig. Pferde können sich dort relativ frei bewegen, über Chips in Halsbändern werden ihnen individuell abgestimmte Futterrationen zugeteilt. Die weitere Wanderung der Klasse 5b führte zum landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Noll, wo der Schwerpunkt auf der sogenannten Mutter- oder Ammenkuhhaltung sowie der Rinder- und Schweineaufzucht liegt. Im Gegensatz zur computerunterstützten Tierhaltung konnten die SchülerInnen hier einen Bauernhof im klassischen Sinn erleben:

Die Kinder erfreuten sich an zwei frei auf dem Hof herumlaufenden Kälbchen, und auch ein kleines Schweinchen sprang zwischen ihnen herum. Für ein ganz besonders „hautnahes“ Erlebnis sorgte Herr Noll, indem er den Kindern kurzerhand kleine Ferkelchen in die Arme drückte. Hier wurden wirklich alle Sinne angesprochen, dennoch konnte man keinerlei Klagen über unangenehme Gerüche im Schweinestall hören, im Gegenteil: Das Risiko, von den kleinen Ferkelchen beschmutzt zu werden, störte niemanden! Das elementare Erlebnis faszinierte unsere Kinder aus dem Medienzeitalter ungemein. Nach der überaus freundlichen und kindgerechten Führung erfuhren die Kinder leider, dass dieser landwirtschaftliche Betrieb hauptsächlich aufgrund der schwierigen Einkommensverhältnisse der Landwirte in Deutschland nicht mehr lange weitergeführt werden wird.

Zwei weitere landwirtschaftliche Betriebe aus der Umgebung lernte die Klasse 5a kennen:

Herr May vom Pferdehof Löwelsberg erzählte den Schülern anschaulich von der Entwicklung seines Betriebes von ehemals reiner Milchviehhaltung zu einem modernen Pferdepensionsbetrieb. Hier können Privatpersonen Boxen oder Offenställe für Ihre Pferde mieten. Auf dem Löwelsberg wird allerdings nicht auf computergesteuerte Fütterung und Haltung gesetzt. Die Pferde werden hier im Sommer in zwei Gruppen (Stuten und Wallache) auf großen Koppeln gehalten, um eine relativ artgerechte Herdenordnung zu ermöglichen. Die kleineren Ausläufe, auf denen sich die Pferde im Winter aufhalten, werden durch  eine ovale Führanlage ergänzt, welche eine gelenkschonende, tägliche Bewegungsmöglichkeit bietet. Die arrondierten Flächen boten eine praktische Veranschaulichung von Flächengrößen aus dem theoretischen Mathematik-Unterricht: Welche Dimension eine Fläche von 12 ha an einem Stück annimmt, dürfte so manchen Schüler überrascht haben. Ein besonderes Erlebnis bot sich den Kindern, als sie eine Tierheilpraktikerin im Einsatz beobachten durften: Blutegel sollten eine Entzündung am Pferdefuß bekämpfen. Dazu wurde das Gelenk in eine Baby-Windel gewickelt, in der sich eine große Handvoll Blutegel befand! Diese sollten das Blut und damit die Entzündung aus dem Gelenk saugen. Weiter ging es zu dem landwirtschaftlichen Betrieb unseres Hausmeisters: Nach einer kleinen Wanderung waren die SchülerInnen ganz erstaunt, als seine Schafherde nur auf einen kurzen Zuruf hin auf Herrn Müller zusprang. Die Herde achtete während des gesamten Gesprächs aufmerksam auf ihren Herrn. Das ganz besondere Verhältnis zwischen dem Schäfer und seiner Herde wurde auch deutlich, als Herr Müller von der Arbeit mit seinen Schäferhunden erzählte: Auf welche Befehle sie hörten, wie deren Ausbildung verläuft, wie der natürliche Hüte-Instinkt bestimmter Hunderassen genutzt wird. Die Arbeit im Jahreskreis enthält Elemente wie die Schafschur, die Geburt der Lämmer, aber auch deren Verkauf vor Ostern. Den religiösen Aspekt der Osterlämmer sollten die SchülerInnen im Religionsunterricht ansprechen. Die Ergebnisse ihrer Betriebserkundungen stellen die Klassen sich gegenseitig vor. Im weiteren Unterricht wird detailliert auf verschiedene Tierhaltungsformen und den gravierenden Strukturwandel in der Landwirtschaft eingegangen.

 

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